„Worunter Sinti und Roma bis heute leiden“ – Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau

Ausgrenzung und Abwertung von Sinti oder Roma sind lange nicht überwunden. Um daran etwas zu ändern, genügt es nicht nur, die Schuld am Porajmos und die NS-Verfolgung anzuerkennen. Mein Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau.

Am 2. August 1944 ermordeten die Nationalsozialisten die letzten Sinti und Roma, die die Haft im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau bis dahin überlebt hatten, und auch am 75. Jahrestag wurde dort wieder dieses Massenmordes gedacht. Zu erinnern ist allerdings auch daran, dass die wenigen Überlebenden des NS-Genozids 37 Jahre warten mussten, bis im Jahr 1982 ihre Verfolgung durch den deutschen Staat nicht mehr als „legitim“ eingestuft und erstmalig als Verbrechen anerkannt wurde.

Aus der Arbeit mit Überlebenden des Holocaust wissen wir, dass die gesellschaftliche Anerkennung des Leids eine Grundvoraussetzung ist, um traumatisierende Erfahrungen bearbeiten zu können. Genauso wichtig aber ist die Möglichkeit, selbstbestimmt Gemeinschaft zu entwickeln und in seiner Individualität anerkannt zu werden, um gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Initiativen wie Queer Roma Initiative, das feministische RomaniPhen-Archiv, der Erster Sinti-Verein Ostfriesland e.V. oder der Verein RomaTrial zeugen von einem neuen Selbstverständnis der Communities, das leider zu wenig sichtbar ist.

Sinti oder Roma explizit zu fördern, stärkt sie als Akteure und bietet die Möglichkeit, mit über Generationen hinweg tradierten Folgen traumatisierender Erfahrungen zu brechen.