Verleihung der Mordechaj-Anielewicz Ehrenmedaille an Prof. Dr. Wolfgang Meyer

Am 13. Juni 2017 hatte ich die Ehre, die Mordechaj-Anielewicz-Ehrenmedaille an Prof. Dr. Wolfgang Meyer, ehemaliger Vorsitzender Richter am Bundessozialgericht im Namen der Vereinigung der Jüdischen Kombatantinnen und Kombatanten des Zweiten Weltkrieges im Deutschen Bundestag zu verleihen.

„Herr Tomasz Miedziński, Shoah-Überlebender, jüdischer Widerstandskämpfer und Vorsitzender der Vereinigung der Jüdischen Kombattantinnen und Kombattanten und Geschädigten des Zweiten Weltkrieges mit Sitz in Warschau hat mich als Vorsitzenden des Vorstandes von AMCHA Deutschland gemeinsam mit meinem Kollegen Kamil Majchrzak, Vorstandsmitglied des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD) beauftragt die Mordechaj-Anielewicz Ehren-Medaille „Aufstand im Warschauer Ghetto“ an Prof. Dr. Wolfgang Meyer zu übergeben.

Als hochbetagte Überlebende und Zeitzeugen konnten sie die Strapazen einer Reise nach Berlin nicht mehr auf sich nehmen. Der Ort an dem wir uns heute treffen ist nicht zufällig. Im Bundestag fanden immer wieder wichtige Debatten um eine angemessene Entschädigung der Opfer des deutschen Nationalsozialismus statt. Zugleich war der Bundestag auch der Ort, an dem vielfältige Bemühungen um eine angemessene rentenrechtliche Berücksichtigung der Ghetto-Beschäftigung vorgenommen wurden.

Die Mordechaj-Anielewicz Ehren-Medaille „Aufstand im Warschauer Ghetto“ wurde 1993 – anlässlich des 50. Jahrestages des Aufstandes im Warschauer Ghetto – auf Initiative von ehemaligen jüdischen Partisaninnen und Partisanen geprägt, die in der Vereinigung der Jüdischen Kombattantinnen und Kombattanten und Geschädigten des Zweiten Weltkrieges versammelt sind. Es ist eine einzigartige Medaille, deren Motiv Bezug nimmt auf die Leiden der Juden im Ghetto und zugleich auch auf den Widerstand unter der Führung des damals 23-jährigen Mordechaj Anielewicz von der links-zionistischen Hashomer Hatzair Bewegung.

Die Medaille wurde in erster Linie an die überlebenden Kämpferinnen und Kämpfer der Aufstände in den Ghettos Warschau, Wilna, Białystok, Krakau, Będzin sowie den Aufständischen in deutschen KZs verliehen.

Aus Sicht der Hilfe für Überlebende ist die gesellschaftliche Anerkennung ihres Schicksals und Leids bedeutend für die Reintegration dieser oft traumatisierten Menschen und für deren weitere positive Lebensentwicklung.

Denn auch der Umgang der Gesellschaft mit diesen Menschen, die Anerkennung ihres Leides, der sensible Umgang mit ihrer Vergangenheit und die Entschädigung und Bereitstellung von Hilfe jedweder Art sind entscheidend in der Gestaltung eines würdevollen Lebens nach dem Überleben.

In den vergangenen Jahren wurde die Medaille immer wieder auch an Persönlichkeiten verliehen, um sie für ihre herausragenden Leistungen zugunsten von Überlebenden des Holocaust zu ehren. Deutsche Staatsbürger erhalten diese Auszeichnung nur selten. Im Jahre 2015 wurden mit Dr. Jan-Robert von Renesse (Richter am Landessozialgericht in NRW), dem Historiker Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt sowie meinem Kollegen Kamil Majchrzak gleich drei Personen mit dieser Medaille ausgezeichnet.

Es ist mir eine große Ehre und Freude, heute Ihnen, lieber Prof. Dr. Meyer für Ihre langjährigen Bemühungen um die Zahlbarmachung von Renten an ehemalige Ghetto-Arbeiterinnen und Arbeiter diese in Polen wichtige Medaille überreichen zu dürfen.“